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Fundstück des Tages # 104 [1. FC Magdeburg, Ultras, Koranschüler des Viertligafußballs]

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In loser Folge dokumentiert ostfussball.com in dieser Rubrik mehr oder weniger (ost)fußballtangierende Kostbarkeiten der deutschen Schriftsprache – unkommentiert, da die Fundstücke zumeist einiges selbst postulieren, dabei ihrerseits sprechen oder eben auch einfach nur Geschichten zu erzählen scheinen, beispielsweise rund um die, bei ostfussball.com bereits erwähnten, rasenabseitigen Geschehnisse beim Punktspiel in der Regionalliga Nord am 30. Oktober zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Chemnitzer FC, beziehungsweise schon im Ausblick auf die am 24. November folgende Partie in dieser Liga zwischen Hallescher FC und 1. FC Magdeburg

(…) Eine historische Niederlage kassiert nicht jeder mit der Gelassenheit eines Barack Obama. In Magdeburg, der Stadt des einmaligen Europapokalsiegers und mehrfachen Derbyverlierers, feiert das Fanvolk einen 1-6-Untergang wie früher die Kapelle auf der “Titanic”: Die nach eigener Ansicht “Besten der Welt”, von Steuerzahler und Landesregierung schon vor Jahren unter Verwendung illegaler Finanzierungsmethoden mit einem friedensstiftenden Stadion beschenkt, zogen aus ihrer eigenen Kurve aus, die der Gästefans aus Sachsen zu stürmen.

Aber wie das so ist in einer Stadt, gelegen an der Straße der Gewalt und bevölkert von einem ungesunden Gemisch aus Verwaltungsbeamten und bäuerlichem Nachwuchs. Erst läuft es auf dem Platz nicht und dann klappt auch auf der Tribüne nichts mehr. Der gewalttätige Ausfall des blau-weißen Mob über die wegen des traditionell großen Zuschauerandrangs völlig unbesetzten Gegengerade bleibt in einer dünnen Ordnerkette hängen. Jetzt fehlen den gefürchteten blau-weißen Ultras, einer Art Koranschüler des Viertligafußballs, sichtlich Kraft und Mut, die Offensive weiter vorzutragen. Unten auf dem Rasen, wo eine holländische Weltauswahl für die seit Jahr und Tag sieglose Börde um den Aufstieg in die erste Bundesliga spielt, ist von Offensive ohnehin nicht mehr die Rede. Ohnmächtig sehen Legenden des Kleinstadtfußballs (…), wie sich ihre Erben von einer Chemnitzer Mannschaft vorführen lassen, die drei Tage zuvor noch eine Verlängerung im DFB-Pokal absolvieren musste (…)

Da lässt der härteste Hool die hohle Birne hängen, da vergisst der schärfste Schläger, dass eine Stadt wie Magdeburg (…) einen grottenschlechten Ruf zu verlieren hat. Ungeschlagen, aber vor aller Augen besiegt, zieht der Haufen Hirnloser wieder ab. “Das Torverhältnis könnte uns beim Aufstieg zum Verhängnis werden”, heißt es in einem FCM-Fanboard zerknirscht, ehe das wegen verbaler Prügeleien zwischen Vorstandsfans und Vorstandsfeinden für Tage geschlossen wird.

Gut, wenn man ganz unten steht, da geht der Blick automatisch nach oben. “Wir werden in den nächsten Spielen wie ein angeschlagener Riese wirken”, träumen die härtesten der harten Fans immer noch davon, Angst und Schrecken wenigstens in Havelse und Meuselwitz auszulösen (…) Später vor dem Stadion wird noch eine Straßenbahn voller Chemnitzer attackiert – das macht es dem Fußballverband diesmal richtig schwer, nichts bemerkt zu haben. Doch in Magdeburg weiß man: Keine Strafe wird je so hoch ausfallen wie die, die Halle für dasselbe Vergehen bekommen hätte.

In drei Wochen treffen die beiden Mannschaften aufeinander. Allerdings ist eine Anfrage bei der Nato, die bei der Absicherung des Spielortes Leipzig wegen eines gleichzeitig laufenden Kinderflohmarktes, eines Skatturnieres und der Volkszählung in China helfen muss, noch anhängig (…)

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[Quelle im vollständigen Original: “Bambule auf dem Bauernhof”, politplatschquatsch.com, 3. November 2010]


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